Willi Gehlen

 

Am 9. August 2016 verstarb nach schwerer kurzer Krankheit der musikalische Leiter und Dirigent des Akkordeonorchesters Waldniel.

Willi Gehlen wurde am 31. Januar 1930 in Waldniel geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Er besuchte die Schule und absolvierte eine Ausbildung bei der Post. Seine große Liebe galt der Musik und ganz besonders dem Akkordeon - und so gründete Willi Gehlen im Januar 1966 das Akkordeonorchester Waldniel, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert.

 

In dieser ganzen Zeit dirigierte er mit viel Herz und Einsatz. Zusätzlich zu seiner Aufgabe als Dirigent bearbeitete er unzählige Stücke, so dass diese von einem Akkordeonorchester mit Begleitung gespielt werden konnten. Für sein unermüdliches Engagement erhielt er unter anderem die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sowie mehrere Auszeichnungen des Deutschen Harmonikaverbandes, darunter auch die Rudolph-Würthner-Medaille .

 

Sein Tod kam für das Akkordeonorchester Waldniel trotz seines Alters völlig unerwartet. Seine charismatische Persönlichkeit wird allen sehr fehlen.

 

In der Gedenkmesse am 3. September verlas der Vorsitzende Wolfgang Tiskens folgenden sehr treffenden und emotionalen Text, der von Korinna Kosa geschrieben wurde:

 

"Danke für die tolle Probe" waren zufrieden die Worte von Willi Gehlen nach jedem gelungenen Mittwochabend, wenn wir uns seiner Ansicht nach mehr oder weniger erfolgreich anderthalb Stunden lang mit Viertel- und Achtelnoten, Rhythmen und Übergängen herumgeschlagen hatten. Dankbar und zufrieden dürfen auch wir auf unzählige Proben in vielen Jahren gemeinsamen Musizierens mit ihm zurückblicken.
Fünfzig Jahre lang lenkte er die Geschicke unseres Orchesters - als dessen Gründer, Dirigent und musikalischer Leiter. Vielen Menschen hat er in diesen Jahrzehnten die Musik nahegebracht und legte damit für einige auch den Grundstein ihrer musikalischen Karriere. Er leitete Chöre, spielte mit seiner Kapelle zum Tanz auf und war überhaupt von der musikalischen Bühne in Schwalmtal nicht wegzudenken.
Willi Gehlen lebte für sein Orchester und liebte unser oder besser "sein" Publikum. Ich möchte fast meinen, jede und jeden einzelnen kannte er mit Namen und sicher hatten wir ihm zu verdanken, dass die Besucher regelmäßig auch von weit her kamen, um unsere Konzerte zu hören. Der Applaus war oft noch nicht verhallt, da schrieb er in seinem Kopf schon das Programm für das nächste Jahr.
Vielen von uns stand Willi Gehlen sehr nah. Er war nicht nur unser Dirigent, sondern immer auch ein guter Freund. Sein Haus stand uns offen - immer und zu jeder Gelegenheit. Oft genug einfach nur so, zumindest aber bei seinen Geburtstagen, saßen wir mit viel zu vielen Leuten in seinem Wohnzimmer und ließen uns Leckereien aus Klärchens Küche schmecken. Nie hatte man das Gefühl, zu stören, jeder Besuch war herzlich willkommen und jede musikalische Bitte wurde mit Freude von ihm erfüllt.
Willi Gehlen war, sicher auch durch seinen Beruf, bis ins hohe Alter fit. Als er irgendwann die Achtzig überschritten hatte und wir meinten, ihm das Leben mit einem Stuhl für die Pausen erleichtern zu müssen, ernteten wir nur Ablehnung und verwunderte Blicke von ihm. Da konnten wir uns selber drauf setzen! Im Gegenteil - er plante unsere jährlichen Fahrradtouren so, dass unsereins den Schweiß auf der Stirn stehen hatte und er freute sich, wenn wieder einmal ein schöner gemeinsamer Tag gelungen war.
Mit Humor und meistens guter Laune führte er uns durch die Proben und scheute auch keine Diskussion, wenn mal etwas nicht nach seiner Nase ging.
Dafür konnte er uns aber auch keinen Wunsch abschlagen: Die Orgel für uns spielen bei einer Hochzeit oder Taufe? Kein Problem!
Ein gemütlicher Abend ohne Musik? Nicht mit Willi Gehlen!
Es gab keinen Ausflug in den letzten 50 Jahren, bei dem nicht in irgendeinem hintersten Winkel einer Gaststätte ein Akkordeon oder Klavier aufzutreiben gewesen wären!
Und fehlten überhaupt einmal die richtigen Noten oder das passende Stück zu einem Ereignis - kein Thema, dann wurde es eben komponiert.
Wir machen weiter - in seinem Sinne - und wir sind dankbar für seine unzähligen Werke, die uns geblieben sind, und in denen er bei uns ist - in jedem Takt, in jeder Note und in jedem Schlussakkord! Heute und für alle Zeit.
Danke, Willi, für die tollen Proben!